Der Wein heilt und erfreut den Menschen mit seiner wohltuenden Wärme und großen Kraft.
Hildegard von Bingen (1098 – 1179)

In diesen Tagen ist die Weinlese in vollem Gange – auch in den Klöstern und Ordenshäusern. Viele Schwestern und Brüder sind jetzt zwischen den Reben und Reihen anzutreffen.
Wein ist ein wirkliches Kulturgetränk und ist im Grunde überall zu Hause – auch dort, wo die Trauben nicht angebaut werden. Diese grenzüberschreitende Bedeutung des Weins macht sich schon am Wort selbst deutlich. Haben doch alle bekannten Namen in den verschiedenen europäischen Sprachen eine Verwandtschaft miteinander. Wein kennt eben keine Grenzen.
Natürlich wird im Kloster und den Ordensgemeinschaften Wein im Gottesdienst während des Abendmahles verwendet. Jedoch gehört Wein durchaus auch zu den Getränken, die bei Festtagen auf den Tisch kommen und zu anderen Zeiten gereicht werden.
Der Wein ist das Getränk, das jedes Essen krönt und zur Geltung bringt und jede Zusammenkunft zu einem Fest macht.

Und Wein ist auch das Getränk der Philosophen, ein Getränk, bei dem es sich gut nachdenken lässt. Ja, man kann sogar von einer Weinphilosophie sprechen. Und der Prozess der Herstellung des Weins wurde nicht selten als Metapher für das Leben verstanden. Und so deuten uns die Stationen des Weinanbaus und der Kelterung das Leben: Das Werden des Menschen, die Mühe des Lebens bis hin zum Gewinn, der sich uns nach harter Arbeit zeigt.
Wein kann uns also auch heute noch viel erzählen und mitgeben.

Dabei ist es gar nicht leicht, Wein anzubauen. Es ist harte Arbeit, an den Hängen zu stehen, die Reben zu pflegen, zu versorgen und im Herbst die Lese zu beginnen.
Doch alle Mühe lohnt sich, wenn am Ende ein Glas Wein mit vollmundigem Geschmack steht, das uns seine eigene Geschichte und Weisheit erzählt – mit jedem Schluck.